Brandenburg fordert Baustopp von AKW in Polen

Als unmittelbare Folge der Katastrophe in den Atomreaktoren in Japan fordert der Ministerpräsident von Brandenburg Matthias Platzeck (SPD) die Regierung des Nachbarlands Polen dazu auf, den avisierten Bau von mehreren Atomkraftwerken unverzüglich abzubrechen. Das Beispiel in Japan zeige deutlich, so Platzeck, dass Atomkraft keine sichere Art der Energiegewinnung sei. Platzeck brachte seine Hoffung zum Ausdruck, dass diese Einsicht auch in Polen Überhand gewinnen wird.

Auch im Senat in Berlin wurden Stimmen laut, die die Regierung in Polen zu einem Umdenken in der Atompolitik auffordern. Zwar wurden in Polen die Pläne für ein AKW direkt an der deutsch-polnischen Grenze ad acta gelegt, aber das ändere nicht daran, dass Atomkraft „keine Lösung" sei, wie Regierungssprecher Richard Meng gegenüber dem Tagesspiegel formulierte. In Brandenburg ist die Hoffnung groß, dass die Katastrophe in Japan zu einem Umdenken beim Nachbar Polen führen wird.

Die Forderungen aus Berlin und Brandenburg sind eine direkte Reaktion auf die Ankündigung der polnischen Regierung zu Beginn dieser Woche, an ihren Plänen in der Energiepolitik festzuhalten. 2020 soll in Polen das erste Atomkraftwerk des Landes ans Netz gehen. Polens Ministerpräsident Tusk gilt seit seinem Amtsantritt im Jahr 2007 als Unterstützer der Atomindustrie und will den Einstieg Polens in die Atomenergie mit aller Macht durchsetzen. Der Bau des ersten AKW in Polen soll im Jahr 2016 begonnen werden. Bis zum Jahr 2030 soll ein weiteres Atomkraftwerk in Polen entstehen.

Als Favorit für den Standort des ersten AKW in Polen wird die Stadt Zarnowiec im Nordwesten der historischen Stadt Danzig gehandelt. In Polen herrscht anders als in Deutschland unter allen im Parlament in Warschau vertretenen politischen Parteien Einigkeit über den „Aufbruch ins Atomzeitalter“. Auch in der polnischen Bevölkerung gibt es keine emotional geführte Debatte, wie sie in Deutschland aktuell die Medien beherrscht. Vielmehr sehen die Polen eine große Chance für ihr Land, Defizite durch den Einstieg in die Atomindustrie abarbeiten zu können.